Nach ihrem Studium in den Niederlanden zog es Sophia Wening nach Berlin. Dort gründete sie 2012 das Label PauwPauw, unter dem sie handverarbeitete Upcycling-Accessoires aus alten Comicheften herstellt. Jedes Stück ist dabei ein Unikat.
Individuelle Accessoires, die ins Auge springen
Liebe
Sophia, erkläre uns doch: Was ist PauwPauw?
Unter meinem Label PauwPauw verkaufe ich aus
originalen Vintage-Comics hergestellte Clutches, Portemonnaies, Tabaktaschen,
Smartphonehüllen, Stifthalter und vieles mehr. Meine liebevoll angefertigten
Comic-Collagen werden dabei mit speziellen Plastiklagen verklebt und vernäht,
sodass man lange Freude am persönlichen PauwPauw-Täschchen hat.
Lässt
Du die Accessoires industriell anfertigen?
Nein. Ich allein designe und produziere die
Upcycling-Accessoires in meinem Atelier in Berlin Charlottenburg. Die
aufwendigen Collagen werden per Hand gefertigt und die Produkte am Ende
abgestempelt, um zu garantieren, dass jedes einzelne ein Unikat ist. Weil ich
es selbst herstelle, kann ich auch gut auf individuelle Kundenwünsche eingehen.
Bedeutet
das, man kann Dir einen Comic zur Verarbeitung vorgeben?
Ja sehr gern. Wenn jemand seinen Lieblingscomic,
einen bestimmten Printdruck, Fotos, eine Landkarte oder ähnliches für sich, einen
Freund bzw. eine Freundin, Kolleg(inn)en oder Familie verarbeitet haben möchte,
kann ich auf Wunsch den persönlichen Lieblingsdruck zur Fertigung verwenden.
Vom Heft zum modischen Upcycling-Unikat
Wie
entstehen die Comic-Accessoires?
Bei der Herstellung beginnt alles mit
der Auswahl eines Comics. Ich suche mir einige Bilder aus und fertige eine
Collage daraus an. Dieser Teil der Arbeit nimmt die meiste Zeit in Anspruch,
ist aber mein Lieblingsprozess. Ist die Collage fertig, wird sie mit dem PauwPauw-Stempel
inklusive einer Unikatnummer versehen und von beiden Seiten mit einer Folie
beklebt. Danach folgt das Spezialplastik auf der Vorderseite. Es wird dort
mithilfe meiner Industrienähmaschine für eine extra lange Haltbarkeit und
Stabilität vernäht.
Woher kommt das Spezialplastik und was macht es
besonders?
Ich
benutze zwei Arten von Spezialplastik. Die beiden verschiedenen Sorten bekomme
ich seit Jahren von einem Händler aus dem Ruhrgebiet und einem anderen aus
Süddeutschland. Was das Material letztendlich so besonders macht, bleibt
mein kleines Unternehmensgeheimnis. Es hat auf jeden Fall einige Jahre an
Austesten gebraucht, um die optimale Kombination der beiden Plastiklagen
herauszukristallisieren und damit die PauwPauw-Produkte perfekt verarbeiten zu
können.
Wo
treibst Du die für die Accessoires verwendeten Comics auf?
Bereits während meines Kunststudiums
habe ich einige Comics auf Flohmärkten in den Niederlanden und Deutschland
gekauft. Mittlerweile wissen viele Comicläden in Berlin und Umgebung Bescheid
und sammeln Hefte für mich, die sie wegen eines zu schlechten Zustandes nicht
mehr verkaufen können. Darüber hinaus gibt es immer wieder Freunde, Bekannte
oder Kunden, die ihre Sammlungen aussortieren oder sogar ganz auflösen.
Manchmal bekomme ich sogar Comics zugeschickt mit einem netten Brief und der
Hoffnung auf ein zweites Leben für die Leseschätze.
Aus der Kunststudentin mit Affinität zum Anfertigen von Collagen wird eine Designerin
Wie kamst Du auf die
Idee, Taschen und weiteres aus Comics herzustellen?
Während meines
Studiums in der Fachrichtung Mixed Media habe ich meine Liebe für die
Nähmaschine und die Fertigung von Collagen entdeckt. Das erste Stück, das ich
anfertigte, war ein Comic-Portemonnaie für meinen damaligen Freund. So habe ich
dann angefangen Vintage-Comics, Magazine und Comiczeichnungen zu sammeln und
weiterzuverarbeiten. Das hat sich herumgesprochen und ich für Freunde
Lieblingshelden, Comics oder Bücher zu Geschenken verarbeitet.
Wann wurde aus dem
Hobby ein offizielles Label und wie läuft es seitdem?
Über die Jahre trugen
und testeten Freunde und Familie meine Produkte, was mir zu Optimierungen in
Sachen Verarbeitung und Haltbarkeit verhalf. Da die Nachfrage eher zu- als
abnahm, habe ich 2012 mein Label PauwPauw in Berlin gegründet. Seitdem verkaufe
ich meine Produkte u.a. auf fashn.de und nehme an diversen Messen und Märkten
in Berlin, Deutschland und den Niederlanden teil. Mittlerweile habe ich einen
Stand auf jedem wichtigen Comicevent, wie die Comic Cons in Deutschland, und
ausgewählten Designmessen.
Ist das Designen der
Accessoires heute Dein Hauptberuf?
Die meiste Zeit arbeite ich schon für mein Label, daneben bin ich aber auch
noch an der Rezeption in der Akademie der Künste tätig. Das Schöne an meiner
Arbeit dort ist der Kontakt zu Menschen und zur Kunst.
Zum Schluss interessiert uns noch eins: Was hat es mit dem Labelnamen auf
sich?
Pauw ist
Niederländisch für den Pfau, welcher mein Lieblingstier ist. Daher dann
PauwPauw.
Wir bedanken uns bei Sophia Wening für das Interview.
Dieses Interview führte: Luwi Funke - 09.10.2017