Im Porträt
The URA Collective engagiert sich für die Wa(h)re Nachhaltigkeit







Schnelllebigen Trends und schlechter Qualität entgegenwirken
Ja, sehr gerne! The URA Collective ist ein kleines Münchener Modelabel, welches versucht, die Fashion-Industrie ein bisschen aufzuwirbeln, indem es nachhaltige Mode aus Reststoffen herstellt. Aber eins nach dem andern, die Idee ist letztendlich aus einem persönlichen Problem entstanden.
Und was war das für ein Problem?
Wir waren genervt vom Konzept vieler T-Shirt-Hersteller, die schnelllebige Trends in immer noch schlechterer Qualität zu immer noch günstigeren Preisen auf den Markt bringen. Das wollten wir einfach nicht mehr unterstützen und hatten deshalb die Idee, diesem Fakt mit der Produktion von eigener Kleidung entgegenzuwirken.
Wie genau seid ihr dann vorgegangen?
Resteverwertung im Kollektiv
Ja, denn das Akronym „URA“ kommt vom Englischen „useful rag“. Das bedeutet so viel wie „nützlicher Lumpen“. Damit möchten wir unser Vorhaben, Mode ausschließlich aus Reststoffen zu produzieren, verdeutlichen. Das „Collective“ symbolisiert die Gemeinschaft, denn als Kollektiv haben wir mehr Macht als uns oft bewusst ist. Uns ist klar geworden, dass wir nur gemeinsam, das heißt Anbieter und Konsument zusammen, diese spannende und eigentlich wunderbare Industrie wieder zum Positiven verändern können.
Und was macht The URA Collective so besonders im Vergleich zu anderen Nachhaltigkeitslabels?
Ich möchte ein kurzes Beispiel dazu geben: Polyester befindet sich mittlerweile in über 50 % unserer Kleidung und nimmt stetig zu. Wäscht man Polyester ganz normal in der Waschmaschine, bilden sich sogenannte Plastikmikrofasern, die nicht gefiltert werden können und direkt in unser Abwasser gelangen. Bei einer jährlich produzierten Menge von 150 Milliarden Kleidungsstücken macht das über 60% der Plastikabfälle in der marinen Umwelt aus. Viele Modelabels verschweigen diese Infos einfach oder nennen sich nachhaltig, obwohl sie es einfach nicht sind. Diese Tatsache hat uns schlussendlich wirklich motiviert, etwas wirklich Nachhaltiges und Cooles zu machen. Neben der Verwendung von Reststoffen macht uns das Design, die sehr limitierte Auflage und vor allem die Stoffqualität besonders. Wir möchten gerne langlebige und einzigartige Lieblingsstücke produzieren. Durch unser zeitloses Design unterliegen die Stücke keinen Trends und es gibt jedes Design 5 bis maximal 40 Mal.
Aus welchem Material bestehen dann die Fabrikate von URA Collective?
Mit Öko-Standards und unter fairen Arbeitsbedingungen produziert
Nein, unser Produktionsprozess ist aufgrund unseres Vorhabens, Mode aus Reststoffen zu produzieren, ein bisschen anders und teils komplizierter. Das macht ihn aber auch spannend. Wir haben einen externen Produzenten mit Sitz in China. Dieser ist Mitglied der Fair Wear Foundation, die eines der höchsten Gütesiegel in Sachen Arbeitsschutz besitzt. Bei ihm können wir außerdem auch schon in kleinen Mengen produzieren.
Woher wisst ihr, dass der Produzent die von euch gewünschten Standards einhält?
Im Frühjahr letzten Jahres sind wir nach China geflogen, um uns selbst ein Bild zu machen. Dort haben wir gesehen, dass die Firma sich zu 100 % um Aussaht, Anbau, Ernte und Weiterverarbeitung der Rohstoffe bis hin zur Verpackung und dem Versand ihrer produzierten Waren kümmert. Beim kompletten Prozess werden die höchsten Öko-Standards eingehalten. Ebenso wird auf eine faire Arbeitssituation der Angestellten geachtet. Der komplette Betrieb wird außerdem zu 100% aus eigens hergestellter Solarenergie betrieben.
Nick, du sprichst immer in der Wir-Form, wer gehört denn noch zum „URA Collective“?
Eigentlich sind wir zu dritt: Nadine, Flo und ich (Nick). Wir kommen alle aus München. Nadine ist unsere kreative Designerin und gleichzeitig freiberufliche Stylistin. Flo ist für unseren Online-Auftritt und die Bilder verantwortlich, denn er ist hauptberuflich Fotograf. Ich (Nick) bin eher für das Organisatorische und Strategische im Hintergrund verantwortlich. Ich schreibe zum Beispiel die Texte und kümmere mich um die Finanzen.
Lieber Nick, ich bedanke mich für das Interview!
Dieses Interview führte Bettina Röhl – 14.01.2019