News & Trends
BaRock: „Das Ungleiche macht die eigentliche Schönheit aus“
Susanne Rambau taucht mit Ihrem Label BaRock ein in die Zeit des Barock. In ihren Schmuckstücken greift sie die Idee von Leichtigkeit und Ungleichmäßigkeit auf, die typisch für diese Epoche sind.
21. Dezember 2016, - Anke Fähnrich
Manchmal kann eine Begegnung das ganze weitere Leben beeinflussen. Vor acht Jahren entfachte ein Gespräch mit einer befreundeten Juwelierin bei Susanne Rambau die Leidenschaft, selbst in die Schmuckkreation einzutauchen. Mittlerweile wird ihre Schmuckkunst in verschiedenen Geschäften in Ludwigsburg angeboten und sie selbst gibt regelmäßig Workshops für Kinder und Erwachsene. Ihr Erfolgsrezept? Hochwertige Materialien, gute Musik und ausreichend Zeit beim Kreieren Ihrer „Perlensuppen“.
Erfahrt mehr über diese kreative Frau in unserem Interview:
Wer sind die Gründer von BaRock?
Es ist eine One-Woman-Show: Ich selbst.
Was hat sich seit der Gründung vor 8 Jahren getan? 
Am Anfang stand die Präsentation meiner Schmuckstücke im Kreis von Freundinnen und Bekannten, die mich motivierten, den Schritt aus dem Hobbybereich zu wagen und erste Erfahrungen mit Kunsthandwerkermärkten zu machen. Seit einiger Zeit können meine Schmuckwerke außerdem käuflich auf Online-Plattformen wie DaWanda und in einigen kleinen Geschäften in meiner Heimatstadt Ludwigsburg erworben werden. 
Gibt es zum Namen BaRock eine Geschichte?
Es  gibt zwei Bezüge: Zum einen kommt der Begriff rock aus dem englischen und steht übersetzt für Stein oder in der Umgangssprache auch für Diamant und zum anderen ist meine Wahlheimat Ludwigsburg die Barock-Stadt bei Stuttgart.
Gab es etwas, das so richtig schiefgegangen ist in der Gründergeschichte?
Ja leider, ausgerechnet eine meiner ersten größeren Lieferungen von Wickelarmbändern an ein Geschäft: An einigen Armbändern hielten die Silberkappen für die Verschlüsse nicht, und es kam zu Reklamationen. Ich hatte eine zu kurze Lieferzeit zugesagt und keine ausreichende Endkontrolle durchgeführt. Die Inhaberin des Geschäfts war einfach großartig, sie hat mich getröstet, obwohl ich ihr ja den Ärger eingehandelt habe. Ich beliefere sie bis heute, ohne solchen Schlamassel zu wiederholen.
Du hast dich der Barockkunst verschrieben – was fasziniert dich an dieser Zeit? 
Im politischen Kontext ist der Barock meiner Ansicht nach eine äußerst wichtige Epoche, weil die Menschen sich in der Zeit aus dem strengen Formalismus der Renaissance gelöst haben. Das hat ihnen sehr viel mehr Leichtigkeit und Freiheit gebracht – eigentlich auch heute noch unsere wichtigsten zivilisatorischen Errungenschaften.
Wie verbindest du den Barock mit deiner Kunst?       
Ich entwerfe meine Schmuckwerke in einer luftigen dynamische Optik – in dieser Hinsicht beziehe ich mich auf die Themen im Barock.  Ungleiche „Rohstoffe“, die in Farbe,  Form oder Oberfläche ungleich sind, verbinde ich mit einer ungleichmäßigen Gestaltungstechnik, wie zum Bsp. das Silberhäkeln. Das Resultat ist ein schwingungsvolles und harmonisches Gesamtwerk. Das Ungleiche macht die eigentliche Schönheit aus – darum geht es im Barock. 
Mit welchen Materialien arbeitest du am liebsten?
Überwiegend mit natürlichen Schmucksteinen, Zuchtperlen, Sterling Silber oder das weichere, häkelbare 935er Silber.
Woher beziehst du deine Materialien?
Hauptsächlich aus dem deutschen Großhandel; wenn ich dort nicht fündig werde, auch mal aus ausgewählten Online-Shops, ich habe auch schon Material in den USA oder Thailand eingekauft.
Was denkst du ist das Besondere an deinem Schmuck?
Die aufmerksame Auswahl von Material und das Silberhäkeln an sich. Das ist wohl eine nicht sehr verbreitete Gestaltungstechnik. Im Übrigen findet sich, wie bei jedem Gestalten bei allen Menschen, in jedem meiner Schmuckstücke ein Teil meiner selbst wieder. Ich gebe ja in dem Moment, in dem ich daran arbeite, viel von meinem Innenleben hinein, mein Herzblut sozusagen.
Interessieren dich auch andere Epochen oder hast du dich ausschließlich dem Barock verschrieben?
Jede Zeit, die für Umbrüche und Freiheitsgewinnung – ganz besonders für die Freiheit der Frau – steht, fasziniert mich. Zum Beispiel liebe ich die Kunst des Art Déco.
Du bietest auch Workshops an, ist das richtig? Welche genau sind das?
Zusammen mit der Kostümakademie Ludwigsburg gebe ich jedes Jahr einen Workshop zu der jeweils behandelten Mode-Epoche. Mit den jungen Teilnehmern gestalte ich den passenden Schmuck zu ihren selbstentworfenen Kostümen. Zum Thema Romantik-Schneekönigin haben sie Kronen aus gedrilltem Silberdraht mit Perlen in Eisfarben geformt. Für die 1920er Jahre, die Zeit des Art Déco, fertigten sie sich, ganz im Stil des Großen Gatsby, Stirnbänder mit Federn, Borten, Strass usw. an. Nächstes Jahr wird es richtig spannend: Zu selbst gefertigten und aquarellierten Papierkleidern zum Thema Neuzeit/Avantgarde kreieren sie Hüte und Fascinators aus Tüll, Draht und Federn, die werden bestimmt sensationell.
Was macht dir mehr Spaß – selber kreativ sein oder andere zum Kreativsein anlernen?
So gerne und gut ich allein arbeite – das Allerschönste ist tatsächlich, wenn ich im Austausch mit Menschen, egal ob Kundinnen oder Workshop-Teilnehmerinnen, bin. Es ist absolut phantastisch zu sehen, wie Kinder und Jugendliche aus Vorschlägen für Werkstücke ihre ganz eigenen Kreationen hervorbringen. 
Susanne, vielen Dank für das Interview!