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SELFMADE & NACHHALTIGKEIT

Der Textilguide

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Modal und Viskose? Woraus besteht eigentlich "Cupro"? Darf ich Seide bügeln? Und welches Material eignet sich am besten für meine empfindliche Haut? Mittlerweile werden in der Bekleidungsindustrie unzählige Fasern mit den dazugehörigen Fachbegriffen verwendet, sodass man als Konsument*in schnell den Überblick verliert. Damit Du weißt, wo Deine Textilien herkommen und wie Du Deine Lieblingsstücke richtig pflegst, erklärt Dir unser Textilguide die gängigsten Stoffe und ihre Eigenschaften.

Ein edles Garn mit Verstrickungen: Wolle

Wo von "Wolle" die Rede ist, wird im engeren Sinne das Fellhaar von Tieren bezeichnet, meistens das von Schafen. "Reine Schurwolle" darf sich allerdings nur jene Wolle nennen, die ausschließlich vom lebendigen Schaf geschoren wird. Damit handelt es sich nicht nur um ein besonders nachhaltiges Material, sondern auch um einen der ältesten Rohstoffe der Menschheit. Zudem gibt es auch noch andere Wollsorten, die meist nach ihrem Herkunftstier benannt sind, wie etwa dem Angorakaninchen, Merinoschaf, Alpakakamel oder der Kaschmirziege. Sie alle bieten durch ihr besonders feines Fell eine thermoregulatorische Wirkung und einen hohen Tragekomfort. Da ihr Gewinnungs- und Herstellungsprozess allerdings wesentlich aufwendiger ist, gelten diese Wollsorten als Luxusvarianten mit besonders hoher Qualität. So kostet etwa ein Kilogramm Kaschmir derzeit (Stand: März 2020) um die 200 Euro.

Durch den besonderen Faseraufbau der Wolle bindet diese Geruch und stößt Schmutzpartikel ab, weshalb sie ein beliebtes Material für Outdoorbekleidung, wie etwa Pullover, Mützen oder Jacken, ist. Die kleinen Lufträume im Gewebe sorgen außerdem dafür, dass die Wärme am Körper bleibt. Damit Du von diesen positiven Eigenschaften profitieren kannst, solltest Du Deine Wollstücke allerdings gut pflegen. Prinzipiell sollte für Wolle das Woll- bzw. Feinwaschprogramm bei 30 °C verwendet werden. Auch bei der Handwäsche sollte auf eine milde Wassertemperatur und ein spezielles Wollwaschmittel geachtet werden. Meistens reicht es allerdings schon, wenn Du Deinen Wollpullover gründlich auf dem Balkon auslüftest. Damit sich die Fasern der Wolle nicht verziehen, solltest Du die Kleidungsstücke nicht in den Trockner geben, sie nicht auswringen oder aufhängen, sondern lieber in ein Handtuch rollen und danach liegend trocknen lassen. Wolle, insbesondere Kaschmir, neigt außerdem zum Pilling. Die Knötchenbildung auf der Oberfläche von Textilien ist dabei eine natürliche Eigenschaft von Wolle und entsteht meistens an den typischen Reibungspunkten, wie z. B. an den Ellenbögen. Hier kann ein Fusselrasierer Abhilfe schaffen. Zieht man hingegen einfach nur an den Wollknötchen, kann das eine Beschädigung des Maschenbildes zur Folge haben. Zudem ist Wolle äußerst anfällig für Motten, denn die kleinen Falter lieben Textilien tierischer Herkunft. Hier hilft es, die Lagerorte der Wolle regelmäßig zu putzen und durchzulüften. Hast Du den Verdacht, dass die Motte bereits Eier gelegt haben könnte, kannst Du das betroffene Kleidungsstück für mindestens eine Woche in den Gefrierschrank legen und so einen neuen Befall verhindern.

Tierschutzorganisationen weisen allerdings auf die oft brutalen Schermethoden und die hygienischen Missstände in vielen Betrieben hin. In Australien etwa, dem weltweit größten Produzenten von Schafwolle, ist das sogenannte "Mulesing" ein gebräuchliches Verfahren. Dabei wird insbesondere bei jungen Merinoschafen ein größerer Hautlappen vom Hinterteil abgeschnitten, um den Fliegenbefall zu verhindern. Diese schmerzhafte Tortur wird nicht nur ohne Betäubung durchgeführt, auch ihre Wirkung ist weithin umstritten. Auch China steht in der Kritik diese Tierquälerei, insbesondere von Angorakaninchen, für den Profit in Kauf zu nehmen. Den kleinen Nagern mit den extrem langen Haaren wird das Fell meist bei lebendigem Leibe herausgerupft. Neben dem fehlenden Wärmeschutz führt auch der Stress in vielen Fällen zum Tod der Tiere. Infolge dessen haben bereits viele Modekonzerne Angorawolle aus ihrem Sortiment genommen. Wer die tierquälerischen Praktiken nicht unterstützen möchte, sollte auf die entsprechenden Zertifizierungen (wie z. B. „mulesing-frei“) auf der Kleidung achten und sich online über die Herstellungsbedingungen informieren.

Der langlebiger Klassiker: Baumwolle

Die pflanzliche Naturfaser Baumwolle wird aus der Baumwollpflanze (Gossypium), einer Unterart der Malvengewächse gewonnen. Entgegen ihrem Namen ist die Baumwollpflanze vielmehr ein Strauch, der eine Fruchtkapsel mit mehreren Fächern trägt. Erst wenn die Kapseln aufplatzen und die weißen, stark behaarten Samen herausquellen, kann mit der Ernte begonnen werden. Danach muss die Baumwolle zur Nachreifung und Trocknung gelagert werden, bis anschließend die Samenkörner, Pflanzenreste und die äußere Wachsbeschichtung entfernt werden können. Zurück bleibt ein natürliches Polymer aus Zellulose. In gepressten Ballen macht sich die Baumwolle dann auf den Weg in die Spinnereien auf der ganzen Welt. Bis letztlich ein Garn entsteht, muss die Baumwolle noch nach ihrer Faserlänge sortiert werden. Die längeren Fasern werden dann mithilfe einer Kardiermaschine gekämmt, gestriegelt und zu langen Strängen zusammengedrückt. Obwohl Baumwolle ein nachwachsender Rohstoff ist, bringt der Anbau auch gewisse Probleme mit sich. Immer wieder machen gemeinnützige Organisationen auf die kritischen Bedingungen vor Ort aufmerksam, wie z. B. den enormen Wasserverbrauch, den Einsatz von Pestiziden, die Genmanipulation von Pflanzen oder Kinderarbeit. Viele Unternehmen setzen daher zunehmend auf nachhaltige Baumwolle, indem sie die genutzten Ressourcen zurückverfolgen, sicherere Arbeitsbedingungen schaffen und fairere Löhne zahlen.

Fest steht, dass Baumwolle in rund 80 verschiedenen Ländern der Erde angebaut und in etwa ein Drittel aller Textilstücke weltweit verarbeitet wird. Spitzenreiter bei der Produktion von Baumwolle sind Indien, China und die USA. Ihre Haupteigenschaften, Widerstandsfähigkeit, Saugfähigkeit und Leichtigkeit, machen sie zu einer der beliebtesten Textilfasern überhaupt. Tatsächlich kann Baumwolle bis zu 65 % ihres eigenen Gewichts an Wasser aufnehmen. Dazu ist sie besonders hautverträglich, allergiegeeignet und kratzt nicht, weshalb sie neben Jeans und T-Shirts auch gerne für Bettwäsche, Handtücher und Unterwäsche verwendet wird. Ein weiterer großer Pluspunkt ist, dass Baumwolle besonders pflegeleicht ist. Sie kann bei 40, 60 oder gar 90 °C gewaschen werden, je nachdem, ob und mit welchen anderen Materialien sie gemischt wurde. Bei höheren Temperaturen gilt es, möglichst helle, ähnliche Farbtöne zusammen zu waschen, um Verfärbungen vorzubeugen. Beim Waschen zieht sich Baumwollkleidung gerne zusammen, da die Garne kaum Elastizität besitzen. In der Regel bekommen die Kleidungsstücke aber durch das Tragen wieder ihre alte Form zurück. Deshalb sollte Weichspüler auch nur zur Vermeidung der sogenannten "Trockenstarre", etwa bei Handtüchern, verwendet werden. Das erhält die Struktur und Saugfähigkeit vieler Kleidungsstücke und ist dazu noch besser für die Umwelt. Selbes gilt auch für den Gebrauch des Trockners, wobei Baumwollstücke auf dem Wäscheständer wesentlich länger zum Trocknen brauchen, als andere Textilien. Baumwolle lässt sich bei bis zu 200 °C einfach bügeln, bei Mischgeweben sollte sich die Temperatur aber stets nach dem empfindlichsten Material richten.

Das Allroundtalent aus Plastik: Polyester

Polyester zählt, genau wie Polyamid, Polyacryl und Elastan, zu den chemisch erzeugten Kunstfasern und gehört zu den meistproduzierten synthetischen Faser weltweit. Allein Deutschland wurden im Jahr 2008 240.000 Tonnen Polyester hergestellt. Während Polyacryl und Polyamid beispielsweise durch Polymerisation synthetisiert werden, entsteht Polyester durch Polykondensation. Bei der Polykondensation werden zwei Monomere in einer Kondensationsreaktion miteinander verknüpft und so zu Polymeren überführt. Für die Herstellung von Polyester werden eine Carbonsäuren (hier: Terephthalsäure) und Alkohole (hier: Ethylenglykol) unter der Abspaltung von Wasser verestert und reagieren zu Polyethylenterephthalat. Letzteres ist eine Polyesterart, die vor allem für Plastikflaschen verwendet wird (besser bekannt als PET). Im Schmelzspinnverfahren entsteht durch Hitze eine Masse, die durch Spinndüsen gepresst und so zu Fasern umgewandelt wird. Je nach Einstellung der Spinndüsen, können die Fasern dünn oder kräftig, rund oder kantig, matt oder glänzend sein. Anschließend müssen die Fasern in mehreren Behandlungsschritten in Form gebracht und durch erneutes Erhitzen noch einmal fixiert werden. Natürliche Polyester sind seit 1830 bekannt, z. B. in Form bestimmter Harze. Glycerinphthalat war das erste synthetisch hergestellte Polyester und kam im Ersten Weltkrieg als Imprägniermittel zum Einsatz. Ab den 1930er-Jahren wurde Polyester in den USA als Alternative zu Seide entwickelt, um sich unabhängiger von der japanischen Seidenproduktion zu machen. 1935 gelang es dem Chemiker Wallace Hume Carother erstmals, vollsynthetisches und spinnfähiges Polyamid herzustellen, das vor allem für Nylonstrümpfe benutzt wurde. Es folgten die Erfindungen von Polyurethan (1937), Polyester (1941) und Polyacrylnitril (1942). Ab dem Zweiten Weltkrieg war mit dem Beginn der Massenproduktion der Siegeszug der Chemiefasern dann kaum noch aufzuhalten.

Als Modestoffe sind Kunstfasern heute meist mit Vorurteilen behaftet. Trotzdem haben auch vollsynthetischen Stoffe ihre Daseinsberichtigung, da sie preiswert und pflegeleicht sind. Zudem bieten Fasern wie Polyester eine vegane Alternative zu tierischen Materialien. Fakt ist, dass ohne Chemiefasern zahlreiche Kleidungsstücke gar nicht denkbar wären. Ein großer Vorteil von Polyesterfasern ist beispielsweise, dass sie leicht und elastisch sind, aber auch strapazierfähig und reißfest. In der Regel lässt sich Polyester bei 40 °C im Schonwaschprogramm waschen. Da das Material schnell trocknet und kaum knittert, ist das Trocknen im Wäschetrockner gar nicht nötig. Gebügelt werden kann Polyester auf links gedreht bei niedriger Temperatur. Das Hauptproblem von synthetischen Stoffen wie Polyester ist, dass sie nicht atmen und kaum Feuchtigkeit absorbieren. Das führt dazu, dass man schneller schwitzt und ein unangenehmes Tragegefühl hat. Mittels moderner Fertigungsverfahren werden allerdings schon atmungsaktivere Polyesterstoffe, wie z. B. Mikrofasern hergestellt.

Zudem gilt Polyester als leicht entflammbar, weshalb man mit Kleidung aus 100 % Polyester nicht zu nah an offene Flammen kommen sollte. Durch Reibung und Trockenheit laden sich Synthetikfasern gerne einmal statisch auf. Antistatiksprays oder Bügel aus Metall können hier Abhilfe schaffen. Synthetikstoffe wie Polyester stehen außerdem oft in der Kritik, da für ihre Herstellung fossile Rohstoffe wie Steinkohle, Erdöl und Erdgas verwendet werden, deren Reserven begrenzt sind. Schätzungsweise werden knapp 70 Millionen Barrel (1 Barrel = 159 l) Erdöl pro Jahr für die Herstellung von Polyester verwendet. Die Aufbereitung des Erdöls ist außerdem energieintensiv und verbraucht viel Wasser. Außerdem ist Polyester wie alle synthetischen Fasern nicht biologisch abbaubar und kann nicht endlos wiederverwendet werden. Das bedeutet allerdings nicht, dass Du Deine Kleiderstücke aus Polyester wegwerfen musst. Ein sorgfältig geschneiderter Pullover aus Polyester kann bei guter Pflege mehrere Jahre halten, ohne Form und Farbe zu verlieren. Besser ist also weniger Neues zu kaufen und auch bei Wattestäbchen und Wasserflaschen möglichst auf Plastik zu verzichten.

Das Formwunder: Elastan

Bei Elastan, auch Elasthan oder Spandex genannt, handelt es sich um eine synthetisch hergestellte Chemiefaser. Durch ihren hohen Polyurethananteil (mindestens 85 %) ist Elastan, wie der Name bereits verrät, besonders dehnbar. Im sogenannten Polyadditionsverfahren werden verschiedene Polyurethane und Polyethylenglykole miteinander verschmolzen. Dabei verbinden sich tausende von Einzelmolekülen zu Polymeren, ohne eine Abspaltung von Nebenprodukten. Die so entstandene Polymermasse wird gelöst und im Trockenspinnverfahren durch Spinndrüsen zu Filamenten (also Endlosfäden) gepresst und verfestigt. Das Lösungsmittel verdampft und wird abgesaugt. Anschließend kann das Filament „nackt“ verarbeitet oder auf unterschiedliche Arten mit anderen Garnen verzwirnt werden. Die ersten Elastanfasern kamen 1959 unter dem Namen "Fibre K" auf den amerikanischen Markt. Ab 1962 wurde das Textil unter dem heute noch bekannten Markennamen Lycra vertrieben und erfreute sich aufgrund seiner vielseitigen Einsatzmöglichkeiten rasch großer Beliebtheit. Soll ein Kleidungsstück eng und passgenau, aber trotzdem dehnbar sein, ist Elastan die richtige Wahl. Tatsächlich lässt sich Elastan über das Dreifache seiner Länge dehnen und kehrt danach wieder in seine Ursprungsform zurück. Zudem punktet das Textil mit seine Formbeständigkeit und seinem niedrigem Gewicht. Das Material ist glatt, weich und lässt sich gut färben. Beispiele für Elastanbekleidung sind Strumpfhosen, Mieder- und Shapingwaren, Bademode, Socken und Sportbekleidung. Pillinggefahr besteht bei Elastan nicht, allerdings sollte auf die Zugabe von Weichspüler verzichtet werden, damit das Material nicht ausleiert.

Für gewöhnlich wird Elastan allerdings nicht in Reinform verwendet, sondern anderen Textilien beigefügt, um diesen mehr Elastizität zu verleihen. Als "Stretch" werden Stoffe mit maximal 20 % Elastananteil bezeichnet. Bei einem zu hohen Elastananteil wiederum drohen die Stoffe ihre Form zu verlieren. Elastanfasern gelten aber als extrem pflegeleicht und können in der Regel bei 40 °C in der Maschine gewaschen werden. Grundsätzlich sind Elastanstoffe nicht unbedingt gesundheitsschädlich, allerdings können die Textilien beim direkten Tragen auf der Haut eine Allergie auslösen. Problematisch ist Elastan vor allem deswegen, weil sein Herstellungsprozess negative Folgen auf die Umwelt hat und ein mögliches Recycling derzeit noch zu aufwendig und nicht ausgereift ist. Da sich bei jeder Wäsche kleine Faserpartikel (auch Mikroplastik genannt) aus dem Material lösen, gelangen diese auf verschiedenen Wegen in unser Abwasser. Kläranlagen können die winzigen Kunststoffpartikel allerdings nicht herausfiltern, sodass diese inzwischen sogar auf Feldern und Meeren nachgewiesen werden können.

Natürlich künstlich: Viskose

Viskose ist eine halbsynthetische Faser, die aus dem natürlichen Rohstoff Zellulose gewonnen wird. In einem aufwendigen, chemischen Prozess entsteht mittels Natronlauge, Schwefelsäure und Schwefelkohlestoff eine zähflüssige Spinnlösung, aus der letztlich die Viskosefäden gepresst werden. In der Regel stammt der Zellstoff aus recycelten Holzabfällen, etwa von der Buche, Fichte, Pinie oder dem Eukalyptus. Beliebt ist Viskose, weil sie die Vorteile der beiden Stoffe Baumwolle und Seide vereint: Sie ist weich, leicht und extrem saugfähig, weshalb sie auch gerne mit anderen Stoffen kombiniert wird. Aufgrund ihrer Geschmeidigkeit und ihres matten Schimmers, wird Viskose auch oft als Kunstseide bezeichnet. Da sie atmungsaktiv und antistatisch ist, ist sie insbesondere für Allergiker*innen geeignet. Kleidung aus Viskose sollte bei 30 bis maximal 40 °C im Schon- oder Feinwaschprogramm gewaschen und keines Falls geschleudert oder im Trockner getrocknet werden, da sie ohnehin als knitteranfällig gilt. Hierzu sollte man möglichst Flüssigwaschmittel verwenden, da sich sonst Pulverrückstände im Material festsetzen können. Bei zu hohen Temperaturen läuft der Stoff außerdem gerne mal um ein bis zwei Größen ein. Mit Babyshampoo und warmem Wasser lässt sich allerdings noch das ein oder andere Kleidungsstück retten: Am besten funktioniert der Trick, wenn Du das Waschwasser in den Stoff ein knetest und ihn anschließend in ein Handtuch rollst. Jetzt kannst Du die Flüssigkeit ausdrücken und das Kleidungsstück vorsichtig in Form ziehen. Nicht erschrecken muss man sich, wenn der Stoff sich nach der Wäsche hart und wellig anfühlt. Das Kleidungsstück kann dann im feuchten Zustand und auf links gedreht bei niedriger Temperatur glatt gebügelt werden.

Neben Viskose zählen Modal, Lyocell (verkauft unter dem geschützten Namen Tencel) und Cupro zu den vier wichtigsten Regeneratfasern, also den Chemiefasern mit natürlichem Ursprung. Letztere gelten durch ihr modifiziertes Verfahren jedoch als weitaus robuster und umweltfreundlicher als Viskose. Modal etwa ist Viskose sehr ähnlich und wird ausschließlich aus Buchenholzabfällen gewonnen, unterscheidet sich jedoch durch ein verbessertes Spinnverfahren. Das macht das Material wesentlich reißfester und formbeständiger. Modal gilt auch deshalb als „bessere Viskose“, weil die Fasern pflegeleichter und weniger knitteranfällig sind. Insbesondere Lyocell gilt als umweltfreundlichere Alternative zu Viskose, da im Herstellungsprozess das nichttoxische Lösungsmittel N-Methylmorpholin-N-oxid zum Einsatz kommt. Zudem wird für Lyocell ausschließlich asiatischer Eukalyptus verwendet, welcher ohne künstliche Bewässerung und Düngung auskommt. So lassen sich sowohl der CO2-Ausstoß als auch der Wasserverbrauch deutlich reduzieren. Cupro, auch "Kupferseide" genannt, wird durch das sogenannte Cuoxam-Verfahren gewonnen. Dabei wird das kurzfaserige Schutzgewebe der Baumwollpflanze in einer speziellen Kupferoxid-Ammoniak-Verbindung aufgelöst. Die entstandene zähe Flüssigkeit wird in warmes, schnell fließendes Wasser gepresst, sodass ein sehr feiner Faden entsteht. Anschließend werden die Kupferionen entfernt und mit stark verdünnter Schwefelsäure abgespült. Textilien aus Cupro haben eine seidig-glatte Optik und einen weichen Griff, was ihnen meist ein luxuriöses Aussehen verleiht.

Ein streitbares Naturprodukt: Seide

Das Grundmaterial für Seide stammt aus dem Kokon der Seidenraupe. Hauptquelle ist der sogenannte Maulbeerspinner, der unter speziellen Bedingungen herangezüchtet wird, bis er sich häutet und verpuppt. Mit seinen speziellen Drüsen spinnt die Raupe einen Endlosfaden um sich herum, der hauptsächlich aus Protein besteht. Die Kokons werden dann abgesammelt und noch vor dem Schlüpfen in heißem Wasser gekocht. Anschließend werden die einzelnen Fäden maschinell oder gar von Hand zu einem einzigen Garn verzwirnt. Zum Schluss wird die Seide noch gereinigt, gefärbt und landet bei uns in Teppichen, Fallschirmen, Bettwäsche, Halstüchern oder Nachtwäsche auf der Ladentheke.

Das Herstellungsverfahren für das geschmeidige Garn wurde schon vor über 5.000 Jahren in China entwickelt, wo Seide schnell zu einer wichtigen Handelsware wurde. Heute ist diese Art der Gewinnung umstritten, da für ein einziges Kleidungsstück mehrere Tausend dieser Tiere sterben müssen. Wer dennoch nicht auf die Optik und Haptik echter Seide verzichten will, findet in Kunstfasern wie Viskose oder Nylon eine gute Alternative. Ein besonderes Merkmal von echter Seide ist ihr Glanzeffekt und ihre Festigkeit. Obwohl Seide rund 30 % ihres Eigengewichts an Wasser aufnehmen kann, ist sie nass weitaus weniger reißfest. Daher darf das feine Gewebe nur bei milden Temperaturen gewaschen und keinesfalls ausgewrungen oder geschleudert werden. Reine Seide wäscht man am Besten mit der Hand oder gibt sie in die chemische Reinigung. Bügeln sollte man Seide nur auf links gedreht, wenn sie noch feucht ist und das auch nur bei milden Temperaturen. Um Knitterfalten vorzubeugen, hilft es oft schon, das Kleidungsstück im Badezimmer aufzuhängen und den Wasserdampf einwirken zu lassen.

Die Naturschönheit: Leinen

Leinen ist eine Naturfaser aus dem Stängel der Flachspflanze. Während Baumwolle aus unverbundenen Einzelfasern besteht, bildet die Leinenfaser Bündel, die in eine Rindenschicht eingebettet sind. Das äußere Gewebe ist von einer schützenden Wachsschicht überzogen. Hauptbestandteile von Leinenfasern sind Zellulose (65 %), Polysacchariden (16 %),Wasser (8 %) und Pektin (3 %). Beim sogenannten "Raufen" wird die Pflanze samt Wurzel mit speziellen Maschinen aus dem Boden herausgerissen, damit die Fasern möglichst lang bleiben. Nach der Ernte wird der Flachs schwadförmig aufgestellt und zu einer Art Stroh ausgetrocknet. Anschließend werden mit dem kammähnlichen Riffelbrett die Samenkapseln von den Stängeln abgetrennt. Um die Faserbündel aus dem sie umgebenden Gewebe zu lösen, muss der Flachs geröstet werden. Die Pflanzenstängel werden hierzu auf dem Feld oder in einem Wasserbecken ausgelegt, wo die entstehenden Mikroorganismen die Pektine abbauen. Nach einer erneuten Trocknung kann das Stroh dann geschwungen, gebrochen und gechelt werden. Durch das Hecheln bzw. Kämmen des Flachses erhält man die langen, feinen Leinenfasern. Die ausgekämmten Kurzfasern können dann sogar noch zu Papier oder Dämmstoff weiterverarbeitet werden. Im letzten Schritt werden die Fasern nach ihrer Feinheit sortiert und mithilfe einer Vorspinnmaschine zu einem Garn verarbeitet. Neben der textilen Verwendung werden unterschiedliche Leinarten in Speisen, als Heil- und Abführmittel oder zur Gewinnung von Leinöl genutzt. Erste Nachweise für die Nutzung der Flachspflanze finden sich bereits in der Jungsteinzeit. Heute wird Leinen hauptsächlich in China, Russland, Weißrussland, der Ukraine und Ägypten angebaut. Innerhalb Europas gehören Frankreich, Belgien und die Niederlande zu den traditionellen Anbauländern.

Die glatte und feste Haptik von Leinen strahlt Hochwertigkeit und Natürlichkeit aus. Aufgrund seiner Luftdurchlässigkeit und der kühlenden Wirkung ist Leinen ein echter Klassiker in der Sommermode. Außerdem wird Leinen gerne für Bettwäsche, Teppiche und Vorhänge verwendet, da die Faser sehr robust und langlebig ist. Schon im Mittelalter war Leinen wegen seiner schmutzabweisenden und antibakteriellen Eigenschaften Kleidung beliebt. Optisch ähneln sich Leinen und Baumwolle übrigens sehr, allerdings ist die Bruchfestigkeit und Scheuerbeständigkeit von Leinen deutlich höher. Zudem gilt der Anbau und die Verarbeitung von Leinen als wesentlich umweltschonender. Zum einen ist die Flachspflanze resistent gegen Schädlinge und kommt somit ohne Pestizide aus. Zum anderen werden für die Produktion von Leinen kaum Chemikalien verwendet, während bei der Herstellung von Baumwolle oft Weichmacher und Farbstoffe zum Einsatz kommen. Dafür ist die Flachsfaseraufbereitung auch doppelt so teuer wie die von Baumwolle, was sich wiederum im Preis niederschlägt. Es gibt allerdings auch Mischgewebe, die die Lebensdauer von Reinleinen mit der Geschmeidigkeit von Baumwolle verbindet. Während das sogenannte Halbleinen einen Flachsanteil von mindestens 40 % hat, besteht Reinleinen zu aus 100 % Flachs. Allgemein gilt: Reines Leinen ist kochfest und kann problemlos bei 60 °C in der Maschine gewaschen werden. Nur bei gefärbtem Leinen solltest Du etwas vorsichtiger sein, da der Stoff leicht Farbe abgeben kann. Da Leinenstoff nur eine geringe Elastizität aufweist, ist er extrem knitteranfällig und sollte nur leicht geschleudert werden. Statt in den Trockner oder auf den Wäscheständer solltest Du Deine Leinenstücke also lieber aufhängen. Reines Leinen kann feucht auf höchster Stufe gebügelt werden, während man bei Mischgeweben lieber nochmal einen Blick auf das Pflegelabel wirft. Bei dunklem Leinen ist ein Bügelschutz ratsam, da sonst Glanzflecken entstehen können.


Quelle: https://www.pflanzen.schule

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